Die scharfe Linie …zwischen SANGUINE und SCHWARZ

Austellungsdatum

26.02.2018 bis 14.05.2018

Radierungen und Linoldrucke  Zur Vernissage am Montag, 26.02.2018 um 18:00 Uhr laden wir Sie, Ihre Familie und Ihre Freunde herzlich ein. Grußwort: Oberbürgermeister Thomas Sprißler Einführung: Elena Hocke M.A. Musikalische Umrahmung: Denise Taylor, Gesang und  Thomas Brenner, Gitarre

Vernissage: Montag, 26.02.2018 um 18:00 Uhr

Vernissage der Kabinettausstellung

Die scharfe Linie...zwischen SANGUINE und SCHWARZ. Radierungen und Linoldrucke von Regina Brenner“

im Rathaus Herrenberg am 26.02.2017

Sehr verehrte, liebe Frau Brenner, meine sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich, Sie heute anlässlich der Ausstellung „Die scharfe Linie...zwischen SANGUINE und SCHWARZ. Radierungen und Linoldrucke von Regina Brenner“ begrüßen zu dürfen, und auch ich heiße Sie herzlich willkommen hier in den Räumlichkeiten des Herrenberger Rathauses. - Zitat – Darum sage ich nicht nur zum Künstler, sondern auch zum Beschauer: Liebt die Natur von ganzem Herzen, und es werden Euch neue und ungeahnte Dinge in der Kunst aufgehen - denn Kunst ist nichts anderes als vollendete Natur.“ - Zitatende -

Mit den Worten Max Beckmanns möchte ich in die Bildwelten der Linoldrucke und der Radierwerke von Regina Brenner einführen.

Regina Brenner hat mit der Radierung ihre bevorzugte künstlerische Ausdrucksform gefunden – es ist eine stille und äußerst intensive Form der Auseinandersetzung mit der Umwelt, einzelnen Situationen und Dingen. Ihre hauptsächliche Inspirationsquelle sind Landschaften, die sie im Wandel der Zeit sehr genau wahrnimmt und zu einer ausdrucksstarken Synthese aus Gegenständlichkeit und Abstraktion bringt.

Die Ausstellung zeigt eine beachtliche Bandbreite verschiedener Techniken. So finden sich neben der Radiertechnik mit ihren vielseitigen Ausdrucksmöglichkeiten der Aquatinta, Strichätzung oder Kaltnadeltechnik mit ihren kraftvollen klaren Linien auch einzelne Linolschnittarbeiten mit ausdrucksstarken Überlagerungen.

Keine künstlerische Drucktechnik bietet eine größere Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten wie die Radierung. Und so verwundert es kaum, dass gerade in der zeitgenössischen Kunst die Experimentierlust in diesem alten Druckverfahren grenzenlos zu sein scheint. Mit Regina Brenner feiern wir heute eine in diesem sehr zeitintensiven Medium äußerst versierte Künstlerin, die in ihren Werken, die ganze Bandbreite zwischen den Kaltnadel- und kombinierten Techniken auslotet. Wie sehr ihre jüngsten Werke gerade in ihrer auf sanguine und schwarz reduzierten Farbpalette als Vertreter des Hoch- und Tiefdruckverfahrens zusammen harmonieren, beweist die hier präsentierte Ausstellung. Ihre Radierungen und Linoldrucke leben jeweils aus der Bändigung der Metall- oder Linolplatte. Beiden Druckerzeugnissen gemein ist der Bezug auf die Natur und die Landschaft als Ideengeberin. In der Formulierung abstrahierender Landschaften setzt die Künstlerin dabei ihre Auseinandersetzung mit den Motiven auf der Platte um. Durch das Reduzieren auf das Wesentliche gelingt es Regina Brenner etwa in ihren Motivvariationen der „Albgeschichten“ etwa oder in ihrer Dünenlandschaft „Dunes sanguine“ eine spannungsvolle Dichte zwischen Linie und Fläche, zwischen Blattformat und Bildmotiv zu erzeugen. Chiffren und Symbole, klare bestimmte Linien und markante Flächen sowie Struktur- und Tonabstufungen lassen dabei eigene Bildwelten entstehen und Spuren des eigenen Selbst erkennen. So ähnlich die Arbeiten aus einer Hand auf den ersten Blick anmuten, so unterschiedlich erscheinen sie einem beim genauen Betrachten. Das im 16. Jahrhundert aus dem Kupferstich entwickelte Tiefdruckverfahren der Radierung ist bereits im 17. Jahrhundert zu der bevorzugten Technik, zur zweiten Sprache der Maler, geworden. So auch für Regina Brenner heute. Ihre Darstellungen bewahren dabei dauerhaft somit auf unbestimmte Zeit die unmittelbare, spontane und momentane, künstlerischer Äußerung. Denn die scharfen Grate der Kaltnadel, die flammenden Ränder und lebhaft differenzierten Stärken ihres Strichs – eben der Linie - ermöglichen nicht nur spannungsvolle Kontraste, sondern zugleich auch einen immensen Reichtum an Struktur- und Tonabstufungen. Ganz anders ist der Charakter der Strichätzradierung, denn hier können zarte Linien direkt in den weichen Ätzgrund gezeichnet werden. Im anschließenden Säurebad wird die Zeichnung in die Platte eingegraben und kann dann gedruckt werden. Flächige Darstellungen macht die Aquatinta möglich, bei der die Druckplatte durch unterschiedliche Methoden flächig aufgeraut wird. In Ihren Arbeiten verarbeitet Regina Brenner diverse Hoch- und Tiefdruck- und Mischtechniken. Dabei entstehen äußerst malerische, lebendige Bilder, wie die Arbeiten „Licht und Schatten“, „Kraft vor der Stadt“ oder „Barranco auf El Cabrito“ zeigen. Abgerundet wird die Ausstellung mit ihren expressiv anmutenden Linoldrucken, die sie hier im Rathaus präsentiert. Hier verfolgt Regina Brenner einen individuell expressiven Ansatz in ihren Arbeiten der Serie mit dem Titel „Erinnerungen“. In einer atmosphärischen geheimnisvollen Dichte gelingt es der Künstlerin dabei, ihre Erinnerung auf das Bild zu bannen. Und so markiert die Künstlerin gerade in diesen genannten Werken einen bestimmten Augenblick, hält einer Stoppuhr gleich diesen Moment fest und bannt diesen auf das samtige Papier. Die Wahrhaftigkeit des verdichteten Augenblicks erkennend, hält der Betrachter gleichsam inne. In diesem Mikrokosmos, in dem Kunst, Erinnerung und Natur ihre Grenzen gegeneinander offenhalten, ist das Sehen gleichsam zu Hause. Hier kann es leben und an autonomen Erfahrungen wachsen. Gerade in Regina Brenners druckgrafischem Schaffen begegnen wir einer Auffassung, die dem Zeichnen, bzw. dem Ziehen einer Linie eine Dimension des Handelns, der Aktion gibt. Die Linie steht nicht oder nicht nur im Dienste einer Umschreibung bestimmter Formen, sondern erscheint vielmehr als Spur einer themenspezifischen, physischen, aber auch inneren Bewegung.

Erstaunlich ist, dass die Künstlerin nie die Kohle, Kreide und den Bleistift als bildnerischen Mittel ablegte. Vor allem Landschaften sind ihre Motive, in denen sie ihr zeichnerisches, druckgrafisches Können entfalten. Es entstehen atmosphärische epische Landschaftsbilder, die sich tief und dauerhaft in die Seele des Betrachters eingravieren.

Aber es drängt die Künstlerin weiter. Während Regina Brenner einerseits Linien, Flächen und das Spiel mit geometrischen stilisierten Formen wie in den Arbeiten „Rotes Quadrat“ und „Sanguine - Schwarz“ beflügelt, findet sie andererseits zu ihrer immer kehrenden Inspirationsquelle, nämlich zur Natur.

Jedoch so leidenschaftlich die Künstlerin zeichnet, tauscht sie auch wieder den Stift gegen die Kaltnadel ein, nimmt statt Papier Kupferplatten und sucht den Widerstand eines Materials, das nach handwerklicher Bearbeitung verlangt. Das Ausloten und bisweilen auch das Ausreizen von Variationen führt zwangsläufig in die Gestaltung von Reihen, Serien, Zyklen. Dafür gibt es hier in der Ausstellung einige sehr eindrückliche Beispiele.

Sicherheit im Kolorit und Konzentrationsstärke zugleich bestimmen die Entstehung wie auch die Wirkung ihrer Bilder. Regina Brenner sucht, erkennbar das Wesentliche und Bedeutungstiefe wiederzugeben. Einmal im Wie ihres künstlerischen Zugriffs: so einfach wie möglich, so komplex wie nötig. Ihre Bilder bezeugen, dass das Auge ein Instrument des Denkens ist, dass Farben Kräfte und dass Linien Gedanken sind. Ich möchte nunmehr meine Einführung in das Werk von Regina Brenner mit einem Zitat von 1948 von Max Beckmann enden: - Zitat – Nichts liegt mir ferner, als Sie zu einer gedankenlosen Nachahmung der Naturerscheinungen anregen zu wollen. Immer wieder muss jede Form des Natureindrucks zu einem Ausdruck Ihrer eigenen Freude oder Ihres eigenen Leids werden, und daher in der Gestaltung die Veränderungen erhalten, die erst die Kunst, die echte Abstraktion, ausmacht. Aber überschreiten Sie nicht die »Linie«: sobald Sie nicht aufpassen, sobald Sie müde werden und doch gestalten wollen, rutschen Sie ab - entweder in gedankenlose Imitation der Natur oder in sterile Abstraktionen, die kaum zu einem anständigen Kunstgewerbe reichen.“Zitatende - In dieser Ausstellung „Die scharfe Linie...zwischen SANGUINE und SCHWARZ.“, die wir heute feierlich eröffnen, ist sehr viel von dieser Freude und diesen Veränderungen zu spüren. In diesem Sinne möchte ich Sie einladen, sich die Bilder Regina Brenner nicht durch flüchtiges Schauen, sondern durch Verweilen vor diesen zu erschließen und die Geduld aufzubringen, die Landschaften und Natureindrücke, die die Künstlerin Regina Brenner auf das so sinnliche Büttenpapier bannten, auf sich wirken zu lassen. Es bleibt mir nunmehr, uns ein sinnenfreudiges Schauen und Genießen von Regina Brenners Arbeiten zu wünschen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Elena Hocke